Mehr Sicherheit im Brandfall

Blick in die Zukunft

Leitfaden dynamische Fluchtweglenkung

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D.E.R.-System      D.E.R. Leuchten

Die Gefahrenquelle: Dichter Rauch

Das Konzept der dynamischen Fluchtweglenkung

Etwa 85 % aller Brandopfer sterben durch eine Rauchvergiftung – eine optische dynamische Fluchtweglenkung kann Menschen aus der Gefahrenzone leiten und somit Leben retten.

Grundsätzlich ist eine optische dynamische Fluchtweglenkung eine Ergänzung zu einer klassischen Not- und Sicherheitsbeleuchtung, die an eine selbsttätig einsetzende Spannungsquelle angeschlossen ist. Sie sorgt bei einem Spannungsausfall für die Beleuchtung bestimmter Bereiche sowie für die Be- oder Hinterleuchtung von wegweisenden Rettungszeichen und Richtungsangaben. Diese Beschilderung wird durch ein dynamisches Fluchtwegleitsystem ersetzt oder ergänzt.

Im Gegensatz zur klassischen Not- und Sicherheitsbeleuchtung wird bei einer dynamischen Fluchtweglenkung nicht der Spannungsausfall, sondern der Brandfall betrachtet. Ein Beispiel: Beim Verbrennen von 1 kg Papier entstehen etwa 800 m³ dichter Rauch. Nach zwei bis drei Atemzügen im dichten Rauch tritt die Bewusstlosigkeit ein. Circa 85 % aller Brandopfer sterben in der Folge durch eine Rauchvergiftung. Das heißt: Das größte Problem bei einem Brand ist der Rauch, nicht das Feuer!

Da Rauch heiß ist, sammelt er sich an der Decke: Allgemein- und Sicherheitsbeleuchtung werden unwirksam, hoch montierte Rettungszeichen sind nicht mehr erkennbar. Eine flüchtende Person bewegt sich in völliger Dunkelheit – orientierungslos. Es bildet sich allerdings über dem Boden eine rauchfreie bzw. raucharme Zone von etwa einem Meter Höhe. Hier sind Orientierung und Überleben möglich. 

Die Rettung: Eine flexible Orientierungshilfe

Ein dynamisches Fluchtwegleitsystem bietet Personen in einem verrauchten Bereich eine Orientierungshilfe. Dafür muss sie bodennah montiert sein und durch eine Richtungsangabe, idealerweise verbunden mit einer Lauflichtfunktion, auf dem kürzesten Weg aus dem Gefahrenbereich heraus leiten. Gleichzeitig muss das System verhindern, dass Menschen in einen verrauchten Bereich hinein flüchten. Folglich muss die Beschilderung der Fluchtwege veränderbar sein. Dies wiederum bedeutet, dass statische Rettungszeichenleuchten, zumindest teilweise, durch Leuchten mit dynamischer Richtungsangabe ersetzt werden müssen.

Dynamische Rettungszeichenleuchten sollen alternative Fluchtrichtungen anzeigen sowie einen Fluchtweg durch ein Sperrsymbol sperren können. Dabei müssen die hoch montierten Leuchten dieselbe Fluchtrichtung anzeigen wie die bodennah montierten Leitmarkierungen. Voraussetzung für das Funktionieren des Systems ist eine im Gebäude installierte Brandmeldeanlage (BMA). Sie schaltet Meldungen über ein Ereignis im Gebäude auf das Fluchtwegleitsystem, wo sie zur Ansteuerung der dynamischen Leuchten weiterverarbeitet werden. Um die Funktionssicherheit des Leitsystems auch bei einem Spannungsausfall zu gewährleisten, muss es an eine selbsttätig einsetzende Stromquelle für Sicherheitszwecke angeschlossen sein. Dies kann ein Zentralbatteriesystem oder eine Netz-Ersatz-Anlage mit einer Nennbetriebsdauer von mindestens 60 Minuten sein.

Die Funktionsweise: der Situation angepasst

Die allgemeine Funktionsweise einer optischen dynamischen Fluchtweglenkung wird an den folgenden Grundrissen deutlich.

Die Etagen sind in vier Brand- bzw. Rauchabschnitte eingeteilt. An zwei gegenüberliegenden Gebäudeecken befinden sich die beiden Fluchttreppenhäuser.

Nach geltenden Vorschriften ist nur der erste Fluchtweg zu beschildern. Ist er nicht nutzbar (beispielsweise durch ein Brandereignis, das auch in einer anderen Etage auftreten und den Fluchtweg beeinträchtigen kann), müssen flüchtende Personen den zweiten Fluchtweg mühsam suchen, da dieser nicht ausgeschildert werden muss. Wertvolle Zeit für die Selbstrettung geht verloren.

Szenario 1Szenario 2Szenario 3
Szenario 1
Szenario 2
Szenario 3

Kein Ereignis im Gebäude: Vorschriftenkonform ist nur der erste Fluchtweg ausgeschildert. Die Bodeneinbauleuchten sind ausgeschaltet (Bereitschaftsschaltung)

Das Treppenhaus links unten(rot) oder ein im EG angrenzender Bereich, durch den der Fluchtweg führt, ist verraucht. Die dynamischen Rettungszeichenleuchten sperren in der gesamten Etage den Fluchtweg in Richtung des verrauchten Treppenhauses. Der zweite Fluchtweg in Richtung des Treppenhauses rechts oben wird nun ausgeschildert. Die Bodeneinbauleuchten weisen in dieselbe Richtung und unterstützen die Evakuierung durch ihre Lauflichtfunktion.

Der Rauchabschnitt vor dem Treppenhaus links unten(rot) ist verraucht. Die dynamischen Rettungszeichenleuchten sperren auf der gesamten Etage den Fluchtweg in Richtung des verrauchten Abschnitts. Der Fluchtweg wird nun in Richtung des Treppenhauses rechts oben ausgeschildert. Die Bodeneinbauleuchten weisen mit Richtungsangabe und Lauflichtfunktion den kürzesten Weg aus der Gefahrenzone in die benachbarten Rauchabschnitte bzw. in das Fluchttreppenhaus

Der Film unten zeigt das Bild, welches sich einer flüchtenden Person im Innern des betroffenen Flures bietet: Rauch dringt in den Fluchtweg ein, sammelt sich an der Decke und verdunkelt den Bereich. Die Allgemeinbeleuchtung sowie hoch montierte Rettungszeichen werden unwirksam. Das im Boden montierte Leitsystem bietet Orientierung und leitet mit Richtungsangabe und Lauflichtfunktion auf dem kürzesten Weg aus der Gefahrenzone heraus.

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Die Evakuierung: so einfach wie möglich

Ein dynamisches Fluchtwegleitsystem unterstützt eine effektive Evakuierung im Brandfall. Eine Brandmeldeanlage im Gebäude erkennt den Brand und leitet die Evakuierung durch Ansteuerung des Fluchtwegleitsystems ein. Die Meldung einer weiteren Rauchausbreitung an das Leitsystem und somit eine ständige Anpassung der Fluchtwegbeschilderung an die Situation ist möglich. Voraussetzung dafür ist allerdings eine sehr komplexe Brandfallsteuermatrix. Sie erfordert eine aufwendige Programmierung der Brandmeldeanlage und des Fluchtwegleitsystems sowie eine zeitintensive Prüfung des Gesamtsystems. 

Eine Auswertung nur des ersten Brandfalls vereinfacht das Gesamtsystem erheblich. Moderne Gebäude sind mit baulichem und technischem Brandschutz ausgerüstet – ein Brandereignis bleibt also in der Regel räumlich auf nur einen Brandabschnitt begrenzt. Die Zusammenfassung aller Rauchmelder in einem Brand- oder Rauchabschnitt zu nur einer Meldung führt zu einer einfachen Ansteuerung des Fluchtwegleitsystems. Sobald ein Rauchmelder des Abschnitts Rauch detektiert, wird durch das Fluchtwegleitsystem der betroffene Bereich optisch gesperrt und von ihm weg- bzw. um ihn herumgeleitet. Aus dem Gefahrenbereich selbst wird auf kürzestem Wege heraus geleitet. Das System behält dieses Szenario bei. Es gibt keine weitere Umsteuerung. Daraus ergibt sich eine übersichtliche Brandfallsteuermatrix, was eine einfache Funktionsprüfung des Gesamtsystems gewährleistet.  

Die Anwendungsbereiche: vielfältig

Die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) legen fest, in welchen Fällen ein dynamisches Fluchtwegleitsystem einzusetzen ist:Es ist zu installieren, wenn aufgrund der örtlichen oder betrieblichen Bedingungen eine erhöhte Gefährdung vorliegt, z. B. in großen zusammenhängenden oder mehrgeschossigen Gebäudekomplexen, bei hohem Anteil ortsunkundiger Personen oder einem hohen Anteil an Personen mit eingeschränkter Mobilität (Auszug ASR A2.3 von August 2007). 

Bei Neubauten, Gebäudesanierungen oder auch in denkmalgeschützten Gebäuden kann ein dynamisches Fluchtwegleitsystem bei Abweichungen von der Bauordnung als Kompensationsmaßnahme eingesetzt werden. 

Im Merkblatt „Adaptive Fluchtweglenkung“ des ZVEI, an dem INOTEC maßgeblich mitgearbeitet hat, wird ausschließlich das Thema Fluchtweglenkung behandelt:

Was leistet heute eine Dynamische Fluchtweglenkung? In welchen Bereichen wird sie eingesetzt und wo liegen ihre Grenzen?

Welche Faktoren könnten zukünftig eine Rolle spielen, so dass die Fluchtweglenkung adaptiv wird, sich also laufenden Ereignissen permanent anpassen kann?

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